Jürgen Wölffer

… ist Berliner, sogar Charlottenburger und wird es wohl auch bis zum Schluss bleiben. Dennoch fühlt er sich - vielleicht auch gerade deshalb - in Europa zu Hause. Zu seinen frühesten Erinnerungen gehört, dass der Vater täglich zum Kurfürstendamm ins Theater fuhr, der Mann war Theaterdirektor. Und zwar von den berühmten von Max Reinhardt begründeten Bühnen, wie er später erfuhr. Mühsam waren die Häuser über die Weltwirtschaftskrise und die Nazidiktatur als unabhängige Privattheater gerettet worden, bis sie 1942 doch enteignet wurden. Auch die Bomben im Zweiten Weltkrieg konnten sie nicht zerstören, nur beschädigen, so dass sie schon kurz nach dem Krieg wieder zu den beliebtesten Kulturstätten der Stadt gehörten. Die Blockade der Stadt, den Mauerbau, die Bauumrahmung durch das Kudammkarree, die Wiedervereinigung und die damit verbundenen Spekulationsgelüste - wobei „seltsamerweise“ (später erfuhr man: gegen Geld) diese für Berlin historisch bedeutenden Bühnen von der Denkmalschutzliste gestrichen wurden - überstanden die traditionsreichen Bühnen bisher unangetastet.

Seinen etwas norddeutschen Klang in der Sprache hat Jürgen Wölffer daher, dass er schon als Sechsjähriger in Timmendorfer Strand und nach dem Krieg seine Jugend in Hamburg verbracht hat, wo Vater Hans auch jeden Morgen in die hier von ihm geleiteten vier Not-Theater fuhr.

1965 wurde Jürgen Wölffer selbst Chef der Häuser am Kurfürstendamm – erst zusammen mit seinem Vater Hans Wölffer, später mit seinem Bruder Christian, danach alleine und schließlich mit seinem Sohn Martin. Dem übergab er 2004 – zum 100. Geburtstag seines Großvaters – die Direktion. Nun ist er mit seinem Sohn Gesellschafter und Regisseur an den Häusern, freut sich über den großen künstlerischen Erfolg seines Sohnes und bewundert, wie dieser die schwerer werdenden Zeiten für Privattheater meistert. Die Theater sind immer noch Familienbetrieb, vielleicht ein Anachronismus, der nur durch die vielen tüchtigen, treuen Mitarbeiter möglich ist. So wie die sich immer für die berühmten Theater eingesetzt haben, so zitterten sie stets um deren Erhalt.

1988 gründete Jürgen Wölffer die Komödie Winterhuder Fährhaus in Hamburg sowie 1996 die Komödie Dresden (die er Ende 2010 aufgeben musste) und die sehr erfolgreiche Tourneeabteilung der Theater am Kurfürstendamm. Er hat die Bühnen seit den 70er-Jahren – nicht zuletzt durch die vielen Stars, die für ständig ausverkaufte Häuser sorgten – weit über Berlin bekannt gemacht. Fast jede Produktion wurde im Fernsehen zur besten Sendezeit ausgestrahlt.

Zu Jürgen Wölffers Regieerfolgen zählen „Nächstes Jahr, gleiche Zeit“ mit Johanna von Koczian und Wolfgang Spier, „Das Haus am See“ mit Rudolf Platte, „Fantastische Nacht“ mit Günter Pfitzmann, „Champagner Komödie“ mit Carl-Heinz Schroth, „Durchreise“ mit Georg Thomalla, „Sonny Boys“ mit Harald Juhnke und Wolfgang Spier, „Damals in Brooklyn“, „Der Hauptmann von Köpenick“ sowie der Dauerbrenner „Pension Schöller“. Zuletzt war seine Inszenierung von „Jacobowsky und der Oberst“ am Theater am Kurfürstendamm zu sehen und im Dezember 2017 folgt „Weihnachten auf dem Balkon“.

Dabei hat der „Komödienmann“ seine Anfänge in Staatstheatern als Schauspieler für ernste und klassische Rollen verbracht hat. Manche werfen ihm heute noch vor, er nehme die Lustspiele zu ernst. Er allerdings meint, und da ist er sich mit seinem Sohn einig: Man kann das Leichte nicht ernst genug nehmen!


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